Das Buch: Zurab Karumidze: Dagny oder Ein Fest der Liebe. Roman. Aus dem Englischen von Stefan Weidle. Lizenzausgabe. CulturBooks Longplayer, Oktober 2017. 288 Seiten. 14,99 Euro. ISBN 978-3-95988-090-9

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Platz 3 der SWR-Bestenliste, Februar 2018

Das Buch
Fast wäre es leichter aufzuzählen, was in diesem Roman nicht vorkommt, denn Zurab Karumidze hat alles in sein großes postmodernes Spiel gepackt, dessen er nur irgend habhaft werden konnte. Immerhin aber hat er uns eine zentrale Figur geschenkt, Dagny Juel. Die gab es wirklich, sie wurde am 4. Juni 1901 in Tiflis von einem nicht erhörten Liebhaber erschossen. Sich selbst erschoss er dann auch. Am 8. Juni 1901, ihrem 34. Geburtstag, wurde Dagny in Tiflis beerdigt.

Dagny Juel war Norwegerin, sie lernte Edvard Munch kennen und wurde sein Modell (etwa für die berühmte »Madonna«). Später traf sie auf August Strindberg, der sie erst liebte und dann in einem Drama vernichtete. Schließlich aber heiratete sie den Bohemiensatanisten Stanisław Przybyszewski, mit dem sie in dem Berliner Künstlerkreis um die Kneipe »Das Schwarze Ferkel« unterwegs war. Przybyszewski überließ sie dann seinem Jünger Władysław Emeryk, der sie nach Tiflis mitnahm.

Wer tritt sonst noch auf in diesem Roman? Zunächst der georgische Mystiker Georges Gurdjieff und der Volksdichter Wascha-Pschawela. Weiter ein sprechender Rabe vom Saturn, der Maler Niko Pirosmani, ein tibetanischer Schamane, August Strindberg, Albert Schweitzer und viele andere. Sie alle sind beteiligt an einem »Fest der Liebe«, das dann gründlich schiefgeht, weil sich der junge Revolutionär Koba einmischt, der ein Auge auf Dagny geworfen hat. Er wird später als Josef Stalin in die Geschichte eingehen. Und natürlich spielt das georgische Nationalepos, Der Recke im Tigerfell von Schota Rustaweli, eine wichtige Rolle.

Warum es uns gefällt
Ein turbulenter Roman über das Ende der Belle Époque und den Beginn des Terrors.

Presse (Ausschnitt)
»Das postmoderne Feuerwerk eines Georgiers, der die norwegische Rakete Dagny Juel, die Munch, Strindberg und dem Berliner Bohemien Stanislaw Przybyszewski den Kopf verdrehte, zusammen mit dem Mystiker Georges Gurdjieff und dem jungen Stalin in einen fantastischen Orbit schießt.«
Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel

»Mit spielerischer Leichtigkeit verknüpft Karumidze all die kleinen Anekdoten, Geschichten und Mythen über sein Heimatland nicht nur zu einem anspruchsvollen Roman, sondern zugleich zu einem schillernden Kaleidoskop georgischer Geschichte und Kultur.«
Moritz Müller-Schwefe, Süddeutsche Zeitung

»Wer jedenfalls im Jahr des georgischen Gastlandauftritts auf der Frankfurter Buchmesse als Fremder einen Blick auf populäre Mythen und Gestalten der Geschichte des Landes werfen will, vermengt mit haarsträubenden, geradezu Sterne-haften Abschweifungen zur Sprache und Kultur, der findet davon hier reichlich.«
Tilman Spreckelsen, FAZ

Der Autor
Zurab Karumidze
(geb. 1957) ist einer der bekanntesten Autoren Georgiens. Sein Werk umfaßt Romane, Kurzgeschichtensammlungen, Novellen sowie ein Buch über Jazz, das den wichtigen georgischen Literaturpreis SABA gewann. Darüber hinaus ist er Herausgeber und Mitherausgeber einiger Essaybände über die georgische Politik und Kultur. Zurab Karumidze lebt in Tiflis und ist als außenpolitischer Berater der georgischen Regierung tätig.

Sein Roman Dagny or A Love Feast wurde 2012 auf die Longlist des »Dublin International Literary Award« gewählt. Der Roman erschien zuerst 2011 in Tiflis. Er wurde in englischer Sprache geschrieben, eine Übertragung ins Georgische gibt es (noch) nicht. Bislang wurde er lediglich ins Türkische übersetzt.